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Aktuelle SINUS-Jugendumfrage im Auftrag von Cybermobbing-Hilfe-Kooperationspartnerin BARMER zeigt: Es gelingt nicht, das Auftreten digitaler Aggression und Gewalt einzudämmen. Cybermobbing-Hilfe e.V. sieht den Ausbau der Versorgung mit Hilfe und eine Intensivierung der präventiven Anstrengungen deshalb als unerlässlich an.

Bei allem Positiven: Die Digitalisierung des Alltagslebens bringt auch erhebliche Schattenseiten mit sich – wie zum Beispiel digitale Aggression und Gewalt.

In der aktuellen, bundesweiten und repräsentativen SINUS-Jugendstudie mit über 2.000 Teilnehmerinnen sowie Teilnehmern zwischen 14 und 17 Jahren im Auftrag der BARMER geht hervor, dass das Problem Cybermobbing wächst und damit nicht nur eine akute, sondern mittlerweile auch chronische Herausforderung der digitalen Gesellschaft darstellt. Den Cybermobbing-Hilfe e.V., Kooperationspartner der BARMER, und seinen Gründer und ersten Vorsitzenden Lukas Pohland verwundert das Resultat nicht: „Die Ergebnisse der SINUS-Studie zeigen mehr als deutlich, dass Cybermobbing unter Jugendlichen ein immer größeres Problem darstellt. Erschreckend ist, dass insbesondere Mädchen noch häufiger betroffen sind als noch vor einem Jahr. Außerdem versuchen immer mehr Jugendliche Cybermobbing zu ignorieren oder selbst zu lösen. Das ist eine fatale Entwicklung und nicht richtig! Cybermobbing lässt sich häufig nicht wirklich ignorieren und die Lösung sollte den Betroffenen nicht allein überlassen werden.“

Allerdings gibt er aus eigener Erfahrung in der Cybermobbing-Beratung zu bedenken, dass möglicherweise gar nicht alle Betroffenen in der Umfrage offen geantwortet haben. „Die Dunkelziffer der Betroffenen ist möglicherweise noch deutlich höher: Cybermobbing ist noch immer mit einem Schamgefühl belastet.“ Denn immerhin haben auch dieses Jahr noch dreizehn Prozent (Vorjahr siebzehn Prozent) keine Angabe zur Frage nach eigenen Erfahrungen gemacht. Hier könne nach wie vor auch Unwissenheit eine Rolle gespielt haben, worum es sich bei Cybermobbing überhaupt genau handelt.

Die Verbreitung von Cybermobbing steigt

Im Kern besagt die Studie, dass die Verbreitung von Cybermobbing in Deutschland weiter gestiegen ist und junge Menschen im Jahr 2022 noch stärker betroffen waren als im Jahr zuvor. Jeder zweite Jugendliche (50 Prozent) hat im direkten Umfeld mitbekommen, dass jemand persönlich Ziel von Cybermobbing war (2021: 43 Prozent). Selbst Opfer von Cybermobbing waren 16 Prozent der Heranwachsenden, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Keine Erfahrungen mit Cybermobbing zu haben, geben nur noch 28 statt 32 Prozent an. Bedenklich stimmt, dass sämtliche Gegenmaßnahmen, deren Nutzen erfragt wurde (darunter Hilfe von Eltern, Freunden, Lehrern, Psychologen, Selbsthilfegruppen, Online-Beratungen), deutlich pessimistischer beurteilt wurden als im Vorjahr – mit Ausnahme des Einschaltens der Polizei (der Wert blieb unverändert). 

„Das Problem Cybermobbing intensiviert sich. Umso wichtiger ist es, dass Jugendliche neben Eltern und Freunden auch in Schulen, bei der Polizei oder in Online-Beratungsangeboten schnelle und vertrauenswürdige Hilfe bekommen, sobald sie Opfer von Cyber-Mobbing werden oder davon erfahren“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. 19 Prozent der Befragten hätten dabei betont, keinerlei Hilfe bei Cyber-Mobbing-Attacken erhalten zu haben. 

WhatsApp ist der häufigste Tatort

Laut der Studie wurden Beleidigungen mit 74 Prozent als häufigste Form des Cybermobbings genannt, gefolgt von Gerüchten und dem Ausschluss aus Gruppen, dem Posten von peinlichen Videos oder Bildern und Belästigungen. Auch Stalking oder Identitätsklau wurden mit jeweils elf Prozent noch relativ häufig genannt. Der häufigste Ort des Cybermobbings ist WhatsApp mit 58 Prozent, gefolgt von Instagram mit 42 Prozent. Am stärksten zugelegt hat mit zwölf Prozentpunkten seit dem Jahr 2021 TikTok, das jetzt mit 38 Prozent der dritthäufigste Ort für Cybermobbing unter Jugendlichen ist.

„Es ist erschreckend, wie vielfältig Cybermobbing ist. Die beobachteten Arten führen die Brutalität der digitalen Angriffe vor Augen. Die Studie belegt, was technische Funktionalitäten alles möglich machen können. So ist insbesondere das Posten von peinlichen Videos oder Bildern auf einem Höchststand“, so Pohland.

Betroffene brauchen einen leichten Zugang zu Hilfe und Anlaufstellen, denen sie vertrauen können. Deshalb unterstützt die BARMERals offizieller Gesundheitspartner auch die bundesweite Online-Beratungsplattform für Kinder und Jugendliche des Cybermobbing-Hilfe e.V. Die Internet-Plattform ist die bundesweit erste Beratungsstelle, die sich gezielt allein auf die Hilfe bei Cybermobbing für Kinder und Jugendliche spezialisiert hat.

Weitere Infos zur Jugendstudie finden Interessierte unter: https://www.sinus-institut.de/media-center/studien/barmer-jugendstudie-2022-23